Corona Connects

Sprache schafft Beziehung oder „English is the key that opens up the world“

Wie es möglich ist, trotz Lockdown, Homeschool und Isolation in den eigenen vier Wänden Beziehung zu Menschen aus der ganzen Welt aufzubauen, hat das Sprachenprojekt „Corona connects“ der NMS Landeck gezeigt.

Was ursprünglich nicht geplant war, hat sich in kurzer Zeit zu einer außergewöhnlichen und eindrucksvollen Sprachlernerfahrung für die Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klassen und auch für ihre Englischlehrerinnen entwickelt.

Begonnen hat alles im Verlauf der 2. Woche des Homeschoolings, als sich abzuzeichnen begann, dass es mit dieser völlig neuen Art des Lehrens und Lernens auch nach den Osterferien auf unabsehbare Zeit weitergehen würde.

Die Lehrerinnen stellten sich die Frage, wie es gelingen könnte, ihre Schülerinnen und Schüler bei (Sprachlern-)Laune“ zu halten und ihnen in ihrem Zuhause ein authentisches, „sprachenreiches“ Lernumfeld zu ermöglichen.

Nach kurzem Überlegen und gemäß dem Motto „Fragen kostet nichts“, klopfte eine der Lehrerinnen bei ihrer in England lebenden Kusine, bei zwei Freunden in Los Angeles und Glasgow und bei ihrer Schwester an, die 20 Jahre in den USA verbracht hat.

Diese vier „Erstkontakte“ wurden gebeten, den Schülerinnen und Schülern Videobotschaften zu schicken, in denen sie über ihren Lebensalltag während der Corona-Pandemie erzählen, und auch in ihrem Familien- und Freundeskreis um Videobotschaften zu werben.

Nach nur drei Tagen war die „Schatzkiste“ der Lehrerinnen mit 29 Videobotschaften aus der ganzen Welt (England, aus Schottland, Irland, New York, Los Angeles, Las Vegas, Oakland in Kalifornien, Neuseeland, Australien, Südafrika, Bali, Malaysien, Südfrankreich, Dänemark und Deutschland) gefüllt, die direkt an die Schülerinnen und Schüler der Neuen Mittelschule Landeck gerichtet waren.

Aus den Videoclips und Fragen dazu schnürten die Englischlehrerinnen „Hörpakete“, die den Sprachenlernenden über die e-Learning Plattform Moodle zur Verfügung gestellt wurden.

Das Angebot war sehr vielfältig und abwechslungsreich: Andreas, ein Banker aus New York, der von den Auswirkungen des Lockdowns erzählt und die jungen Landecker auf einen Spaziergang durch die verlassen wirkende Upper Eastside in Manhattan mitnimmt, Aireen, eine Musikerin aus Kalifornien, die aufgrund der Pandemie ihre Auftritte absagen musste, Irmgard, eine gebürtige Landeckerin, die von den Auswirkungen des Shutdowns in England erzählt und deren Töchter Jessica und Stephanie Videobotschaften aus ihren Wohnungen in Mebourne und Sydney schicken, Peter, der trotz Pandemie in einer Goldmine in Australien arbeiten kann, Agus, ein Taxifahrer aus Bali, den Corona arbeitslos gemacht hat, Paul, ein Buchautor und „speaker“ aus Irland, der von seiner Covid-Erkrankung erzählt und den Schülerinnen und Schülern die Online-Version seines neuesten Buches zur Verfügung stellt, Bejeel, ein Unternehmensberater aus Las Vegas, der erklärt, dass jede/r Heldin bzw. Held der eigenen Geschichte sein kann, Sajen, ein „motivational speaker“ aus Johannisburg, der seinen Beruf deswegen liebt, weil er Menschen dabei helfen kann, ihr Leben in eine bessere Richtung zu lenken, Joel, ein 15-jähriger Schweizer, der mit seiner Familie in Kuala Lumpur lebt, schon mehrmals in Österreich Schi fahren war und findet, dass sich Home School besser anhört, als es tatsächlich ist, Evan, ein 15-jähriger Schüler aus Los Angeles, der erzählt, dass die High School cool und Homes School anstrengend ist, weil jeden Tag viele Aufgaben zu erledigen sind, Jo, eine gebürtige Engländerin, die Afrika bereist, in Südafrika gelebt und gearbeitet und mittlerweile Flirsch am Arlberg zu ihrem neuen Zuhause gemacht hat, ….und 16 weitere Menschen, die sich Zeit genommen haben, mit den Schülerinnen und Schülern aus Landeck ihre „Corona-Erfahrungen“ zu teilen.

Damit war das Projekt aber nicht zu Ende.

Die Schüler und Schülerinnen der Klasse 4c waren eingeladen, Briefe an „participants“ des Projekts zu schreiben. Mario Bergers Brief war so beeindruckend, dass er nicht als „erledigte Schreibaufgabe“ abgehakt wurde, sondern seine eigentlichen Zweck erfüllt und seinen Adressaten, den Unternehmensberater Bejeel Parmar, in Las Vegas erreicht hat.

Dieser hat sich die Zeit genommen, Mario in einer ganz persönlichen Videonachricht für den Brief zu danken und auf dessen Inhalt einzugehen. In seinem „`Thank you“ – E-Mail dafür hat Mario gemeint: I can‘t believe that you have really read my text! I never thought that you would read my letter and also make a video only for me. You really made my day! 😊 Thank you very much!

Die in Beverly Hills lebende Kinderbuchautorin Hope Anita Smith hat die Schülerinnen zu einem „Writing workshop“ auf Zoom eingeladen, an dem diese mit großer Begeisterung teilgenommen haben.

Peter Johnson aus Glasgow, der schon mehrmals in Landeck zu Gast war und aufgrund der Corona-Krise auf seine für Sommer geplante Reise nach Wien und in die Steiermark verzichten musste, hat im Rahmen von zwei Online-Meetings die Fragen der Schülerinnen und Schüler beantwortet und schickt immer wieder kurze Videobotschaften, in denen er von seiner ehrenamtlichen Tätigkeit zur Pflege von „country parks“ erzählt.

David Clarke, ein britischer Seemann, der 28 Jahre lang als Techniker auf U-Booten der Royal Navy gearbeitet hat, seit 8 Jahren als Umwelttechniker auf Kreuzfahrtschiffen die Welt bereist, sitzt aufgrund des Lockdowns arbeitslos in Bristol „fest“ und hat sich die Zeit genommen, 29 E-Mails mit vielen Fragen von Schülerinnen und Schülern der Klassen 3a und 3b ausführlich zu beantworten. Er hat mittlerweile auch eine weitere Videonachricht aus Bristol geschickt, in der er von den immer noch andauernden Auswirkungen des Lockdowns erzählt.

Ein außergewöhnliches Sprachlernjahr geht zu Ende und die Schülerinnen und Schüler der nächstjährigen 4. Klassen werden die Beziehung zu einigen der Menschen, die sie in einer außergewöhnlichen Zeit kennenlernen durften, weiter pflegen.

Sie haben Englisch als wertvolles, Beziehung stiftendes Kommunikationsmittel erleben können und werden die Fremdsprache nutzen, um weiterhin mit „der Welt da draußen“ verbunden zu bleiben.

Als besondere Form des „Dankeschöns“ erhalten die Beitragenden aus aller Welt in den nächsten Tagen als Überraschung den Link zu zwei „Thank you“- Videos, die zum Ausdruck bringen sollen, wie sehr jeder einzelne Beitrag geschätzt wurde und wird.

Hier geht es zum langen Video.

Hier geht es zum kurzen Video.